Klang ohne Grenzen
Eine offene Schallwand, auch „Open Baffle“ genannt, ist eine faszinierende und oft unterschätzte Lautsprecherbauweise. Statt ein geschlossenes oder bassreflexunterstütztes Gehäuse zu verwenden, arbeiten diese Lautsprecher mit einer einfachen, offenen Platte. Doch warum wählt man eine offene Schallwand und welche Vor- und Nachteile bringt sie mit sich?
Was ist eine offene Schallwand?
Eine offene Schallwand ist ein Lautsprecherdesign, bei dem der Treiber auf einer flachen Platte montiert ist, ohne ein geschlossenes Gehäuse. Der Schall kann sich frei nach vorne und hinten ausbreiten. Dieses Design nutzt die Tatsache, dass die Rückwellen des Lautsprechers nicht innerhalb eines Gehäuses reflektiert werden, sondern direkt in den Raum abstrahlen.
Vorteile
- Natürlicher Klang: Keine stehenden Wellen oder Gehäuseresonanzen, was zu einem sehr offenen und luftigen Klang führt.
- Einfache Konstruktion: Kein kompliziertes Gehäuse notwendig, nur eine stabile Schallwand.
- Geringe Gehausereinwirkungen: Da es kein geschlossenes Volumen gibt, wird der Klang nicht durch interne Dämpfung oder Reflektionen beeinflusst.
- Richtwirkung: Offene Schallwände haben eine Dipol-Charakteristik, die für weniger Raumreflexionen an den Seitenwänden sorgt.
Nachteile
- Akustischer Kurzschluss: Tiefe Frequenzen können sich leicht aufheben, da die Schallwellen der Vorder- und Rückseite sich gegenseitig auslöschen.
- Große Bauform: Um ausreichenden Bass zu erzeugen, muss die Schallwand eine gewisse Mindestgröße haben oder mit Subwoofern kombiniert werden.
- Raumabhängigkeit: Der Aufstellungsort ist kritisch, da die Interaktion mit dem Raum (vor allem Wandabstand) den Klang stark beeinflusst.
Berechnung der Schallwandgröße
Um den akustischen Kurzschluss zu minimieren, ist die Größe der Schallwand entscheidend. Eine grobe Faustregel besagt:
: Grenzfrequenz
: Schallwandbreite
Je breiter die Schallwand, desto tiefer kann der Lautsprecher ohne Bassverlust spielen. Alternativ kann man seitliche oder untere Flügel anbringen, um die effektive Breite zu erhöhen.
Aufstellung einer offenen Schallwand
- Abstand zur Rückwand: Mindestens 1 Meter, idealerweise mehr, um Reflexionen und Verfärbungen zu vermeiden.
- Stereodreieck: Wie bei herkömmlichen Lautsprechern, mit leichtem Einwinkeln auf den Hörerplatz.
- Subwoofer-Unterstützung: Viele Open-Baffle-Designs kombinieren Fullrange-Treiber mit separaten Subwoofern, um den Bassbereich auszugleichen.
Fazit
Die offene Schallwand ist ein echtes Erlebnis für Audiophile, die einen besonders natürlichen und offenen Klang bevorzugen. Sie erfordert zwar etwas mehr Platz und akustisches Feingefühl bei der Aufstellung, belohnt aber mit einem einzigartigen Hörerlebnis. Ob als DIY-Projekt oder High-End-Lösung — offene Schallwände haben ihren festen Platz in der Welt des hochwertigen Lautsprecherbaus.